Feindesliebe, Das Problem vom Problem

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  • Manchmal fangen wir an zu lästern. Ich musste das auch schon an mir entdecken. Wir formulieren Sätze, welche besagen, dass gewisse Menschen einfach nur dumm sind. Da gibt es die eine Gruppe, welche dumm und ja gefährlich ist, weil sie anscheinend fremdenfeindlich ist. Da gibt es aber auch andere Gruppen, welche in unseren Gedanken den Menschen nichts gutes wünschen. Es scheint so, dass wir, egal in welcher Gruppe wir sind, mit Anfeindungen zurechtkommen müssen. Dass wir trotz dem Hass, der uns entgegengebracht wird, mit den Menschen reden und Achtung vor ihnen haben, sollte immer das Ziel sein. Achtung, ja, Respekt vor der Würde des Menschen.
    Wieso soll ein Mensch so dumm und ein so grosses Arschloch sein? Wer will das schon sein? Ist es nicht vielmehr eine selbst erfüllende Prophezeiung? Unser Hass, den wir ausleben, kann dazu führen, dass wir mit den gehassten Menschen nicht mehr reden oder sie als eine Kategorie schlechter als wir selbst betrachten. Genau dieser Defekt produziert am Ende die Tragödie. Der Mensch als solches wäre bereit gewesen zum Reden. Doch der Hass verhinderte jedes Gespräch. Sollten wir nicht möglichst mit allen Menschen reden? Es ist doch so, dass wohl jeder Mensch etwas zur Bereicherung beizutragen hat. Wenn wir bestimmte Menschen hassen und ihnen somit jeglicher Chancen gegenüber uns selbst verweigern, dann sind wir eine Bremse für die Gesellschaft. Die Gesellschaft geht nicht ohne unsere Mitmenschen. Und ja, sie sind schwierig. Und ja, sie sind völlig anderer Meinung. Doch wir sind selbst fremdenfeindlich, wenn wir es nicht ertragen, dass jemand anderer Meinung ist. Doch genau dies ist der Fall. Wir ertragen zu wenig die Meinung unseres Gegenübers.
    Wir machen doch alle Fehler? Egal aus welcher Gruppierung wir kommen. Wir sind alle menschlich. Dieses menschliche sollte uns aber nicht daran hindern, Menschen zu lieben. Menschen zuzutrauen, dass sie selbst denken können. Menschen zuzutrauen, dass sie sich Mühe geben beim Bilden ihrer Meinung. Dass sie nicht einfach grundlos fremdenfeindlich sind. Ja. Der Computer ist dumm, weil er nicht selbst denkt. Doch der Mensch denkt selbst und ist deshalb für viele unsympathisch geworden. Diese Freiheit des Menschen ist zu unserem Hass geworden. Wir wollen von allen fordern, dass sie sich unserer Meinung unterordnen. Wir sind nicht mehr fähig einen Streit korrekt auszuleben, sondern brechen jegliche Kommunikation ab und schieben irgendeine Schuld der einen Gruppe zu. Dabei ist es menschlich, dass wir schuldig werden.
    Wollen wir wirklich gewisse Gruppen ausgrenzen? Es geht dabei nicht darum, was andere Gruppen oder Menschen tun. Es geht dabei darum, dass wir selbst Gruppen ausgrenzen. Was die anderen tun, können wir nicht beeinflussen. Doch wir sollten schauen, dass unser Hass mehr uns selbst trifft, als andere Gruppen und Menschen. Es bringt nichts eine Gruppe aus der Gesellschaft auszusperren. Wir selbst sind dann fremdenphobisch. Doch wir grenzen andere Gruppen aus, in dem wir sagen, dass diese Gruppe fremdenfeindlich ist. Wir werfen diesen Gruppen etwas vor, ohne, dass wir merken, in welch einfachen Antworten wir drin leben. Es geht doch darum, die beste Möglichkeit zu finden. Wenn wir wirklich die beste Möglichkeit finden wollen, dann ist es gut, wenn alle Möglichkeiten vorhanden sind und somit auch die unserer Feinde. Ja. Weil wir Feinde haben, weil gewisse Menschen völlig anders denken, nur deshalb ist es möglich, die beste Möglichkeit zu finden. Denn wir wissen es doch auch selbst, wir machen Fehler.
    Wieso sollte irgendein Mensch böse sein? Ist es nicht vielmehr so, dass jeder eine Wohnung und genug Geld zum Überleben haben will? Sind wir in dieser Hinsicht doch genauso gleich. Wir alle wollen Fortschritte machen. Wir wollen vorwärtskommen. Wir wollen also alle gute Menschen sein. Es ist gar nicht möglich, dass ein Mensch böse sein will. Vielleicht denkt ein Mensch er sei böse, doch in Wirklichkeit hat er damit ein riesen Problem. Seinen Freunden tut man schliesslich gutes, genauso seinen Kindern. Wieso tut man seinen Freunden etwas gutes? Weil man weiss, dass die Freunde etwas gutes wollen, weil man eben selbst gutes will.
    Wenn wir wieder einmal angefeindet werden, dann merken wir hoffentlich, dass wir selbst in diesem System genauso drin sind. Wir sind genauso Feinde, wie unser Gegenüber. Doch eigentlich sind wir nur Feinde, weil irgendjemand etwas tut, was nach unseren Augen falsch ist. Dass wir aber selbst richtig liegen, können wir nicht voraussagen. Wie können wir besser reden, nämlich so, dass es konstruktiv ist. Wie können wir selbst zuhören, nämlich so, dass es konstruktiv ist. Wir wollen doch unseren Freunden etwas gutes tun. Wir wollen selbst etwas gutes erleben. Was bringen uns Feinde, wenn es um gutes zu erleben geht? Wir müssen umdenken und weniger nachtragend sein. Wir müssen unsere Formulierungen überdenken und sie so anpassen, dass unser Feind eine Möglichkeit bekommt einen Ausweg zu finden. Wir müssen so reden, dass der Feind also einen Ausweg hat. Es bringt nichts die Wege zu versperren, denn jeder Mensch hat einen Weg. Selbst wenn wir den Menschen töten, in der Ewigkeit hat dieser Mensch seinen Weg. Es bringt also nichts jemandem eine ausweglose Situation zu unterstellen. Wie können wir unseren Feinden und Mitmenschen den Raum geben, dass sie sich in etwas gutes verwandeln können? Wie können wir unseren Feinden eine Chance zur Besserung geben? Eine wirkliche Chance. Es ist einfach irgendeine Idee zu haben, aber dass sie auf unseren Feind passt, das wird schwierig. Doch wenn unsere wirklich gute Idee auf unseren Feind passt, dann wird er zu unserem Freund.
    Wollen wir Feinde haben? So lange wir Feinde haben, haben wir selbst keinen Frieden, gerade weil unsere Feinde uns etwas antun könnten. Wir sollten also versuchen unseren Mitmenschen gutes anzutun, ja, ihnen einen Ausweg aus unserer eigenen Sicht zu ermöglichen. Denn unsere Sicht ist, dass diese Menschen, ja Feinde, so dumm sind, dass sie es nicht verstehen können. Doch ohne uns selbst, kann niemand verstehen wie wir es selbst gemeint haben. Ohne dass wir selbst unseren Feinden einen Ausweg ermöglichen, wird wohl niemand für diesen Ausweg sorgen. Können wir Frieden mit unserem Nächsten haben? Können wir unseren Feinden eine wirkliche Chance zur Besserung geben? Sind wir bereit, dass das Gegenüber uns nicht versteht? Versuchen wir trotzdem einen Ausweg aus der Situation zu ermöglichen, obwohl dieser Versuch schon viele male fehlgeschlagen ist?

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