Offene Gefängnisse zu haben, ist eine Bereicherung, weil die Gefangen dann auch wirklich im Gefängnis sein wollen. Doch wieso kann man die Gefängnisse nicht öffnen?
Ein Punkt ist wohl, dass Gefangene einfach wieder abhauen. Viele Gefangene werden nicht sofort wieder kriminell, aber sie haben die Tendenz abzuhauen. Sie wollen quasi nicht in die Therapie. Man könnte dies mit Kundenbindung vergleichen. Irgendwie muss man die Kunden an sich binden. Wenn dies nicht klappt, dann hauen die Kunden ab. Doch sind die Täter nur aus einem Grund noch im Gefängnis, nämlich weil sie eingesperrt sind, hat man ihnen nicht geholfen.
Eine weiterer Punkt ist auch noch, dass das Gefängnisangebot für alle zur Verfügung stehen sollte. Denn muss man zuerst einmal kriminell werden, damit man eine Therapie und eine Schule besuchen kann, dann sind dies schlechte Voraussetzungen und man fördert durch solche Gefängnisse die Kriminalität, weil jeder in dieses Gefängnis will. Stellen wir uns also vor, dass man erfolgreich wird, wenn man in ein Gefängnis kommt, dann will die Putzfrau eben unter Umständen auch nicht mehr putzen, sondern etwas anderes tun, das mehr Geld bringt. Offene Gefängnisse sind also auch deshalb nicht möglich, weil sie ein zu grosses Angebot haben, das zu schön ist, es nur Kriminellen anzuvertrauen.
Ein weiterer Punkt ist, dass wenn die Gefängnisse offen sind, die Menschen im Nachbardorf vielleicht Angst um ihr Leben haben. Das heisst, die Gefangenen selbst, werden als Gefahr betrachtet, selbst wenn sie es nicht sind. In der Nähe von Gefängnissen zu leben, die offen sind, kann also belastend sein.
Gefangene werden zudem gehasst. Das heisst, man muss auch der Bevölkerung kommunizieren, wieso die Gefängnisse offen sind. Man muss kommunizieren, wie man die Sicherheit trotzdem gewährleistet. Einfach nur ein offenes Gefängnis in ein Dorf zu stellen, ohne die Details zu veröffentlichen und Belege zu haben, wieso die Sicherheit trotzdem gewährleistet ist, bringt nichts.
Man muss auch den Gefangenen ihre Situation klarmachen. Das heisst, weiss ein Gefangener nicht, dass er gehasst wird, denkt er noch, dass er ein Recht auf geliebt zu werden hat. Das heisst, Gefängnisse können nicht geöffnet werden, weil dem Gefangenen nicht klar ist, in welch einer heiklen Situation er ist. Wüsste der Gefangenen, dass er Hilfe benötigt, wären schon viele Probleme des Gefangenen fast gelöst.
Manche Gefangenen erwarten geradezu Hilfe und rasten aus, wenn sie diese nicht bekommen. Es kann also auch sein, dass ein Gefangener sehr genau weiss, dass er Hilfe benötigt, doch dies zum Nachteil wird, weil er dann auf sofortige Hilfe besteht. Solche Gefangenen könnten sich auch an Dorfbewohner richten, in der Hoffnung jemand würde ihnen Helfen. Wenn also dem Gefangen auch nicht klar ist, wer verantwortlich für ihn ist, wird der Gefangene eher austicken.
Wenn der Gefangene weiss, wer verantwortlich für ihn ist, aber dieser Aufseher seine Verantwortung nicht übernimmt, dann bringt es nichts, wenn der Gefangene weiss wohin er sich wenden muss. Die Probleme der Gefangenen müssen also vom Aufseher gelöst werden. Ist man nicht kompetent, hat man den falschen Job.
Man kann Gefangene auch nicht in ein sehr freies Gefängnis stecken wenn sie unehrlich handeln. Es ist übrigens auch so, dass man kein Business haben sollte, wenn man unehrlich ist. Schliesslich muss man ausgeliehenes Geld für genau das einsetzen, für was man das Geld bekommen hat. Mit unehrlichen Gefangenen kann man nicht arbeiten, weil der Gefangene selbst keine Verantwortung lernen kann. Verantwortung hat man nur, wenn man integer ist, das heisst, wenn man macht, was man sagt.
Gefängnisse kann man auch nicht öffnen, wenn der Gefangene immer und ständig ehrlich sein muss. Leider ist es so, dass der Gefangene ja gerade Ehrlichkeit erlernen soll. Das heisst, ein Gefangener kann zuerst einmal gar nicht ehrlich sein. Ein Gefangener muss lernen, was im Aufrichtigkeit bringt, damit er dann auch aufrichtig ist.
Kann ein Gefangener nicht lernen, was man ihm versucht beizubringen, dann kann man auch keine offenen Gefängnisse haben. Offene Gefängnisse sind also dazu da, dass der Gefangene möglichst viele Fehler machen kann, ohne dass diese einen grossen Schaden hinterlassen. Umso grösseren Schaden die Gefangenen mit fehlerhaftem Verhalten erzeugen, desto stärker muss man die Bewegungsfreiheit der Gefangenen einschränken. Damit ein Gefangener aber überhaupt irgendetwas lernen kann, muss er Fehler machen können. Denn lernen tut man nichts, wenn man keine Fehler macht. Nur wer Fehler macht, kann etwas lernen.
Wenn ein Gefangener nicht daran glaubt, dass es Fehler gibt, kann er auch nichts lernen. Um also zum Beispiel ein Auto zu bauen, muss man einen Motor bauen können. Aus einem Blatt Papier entsteht kein Motor. Ein Auto braucht auch Räder. Ohne Räder wird das Auto nicht fahren. Der Gefangene muss also daran glauben, dass man die Dinge richtig oder falsch machen kann. Richtig bedeutet am Ende, dass das Auto fährt.