Heute wird überall erwartet, dass man sich einigermassen anständig und friedlich verhält. Natürlich ist dies immer wünschenswert. Sobald man aber einen Kollegen hat, der es nicht immer schafft, friedlich zu bleiben, gerät man in ein komisches Denken. Ja, wenn dieser vielleicht wirklich auch aggressiver auftritt. Vielleicht hat man das eine oder andere Projekt am Start und stellt sich die Frage, wen man jetzt in alles einbinden will. Wenn man nun weiss, dass einer davon früher auffällig war, wird es schon viel schwieriger mit ihm zu kooperieren und ihn einzustellen. Natürlich gibt es das Recht auf Arbeit.
Die Frage ist auch noch, wie friedlich plant man selbst zu sein? Ist man vielleicht sogar bereit ganz friedlich ohne Gegenwehr zu sterben? Wieso sollte man dann mit Menschen kooperieren, die vielleicht noch für Gewalt sind? Oder Menschen, die für berechtigte Gewalt sind? Für “Not-Wehr”. Doch ist man wirklich bereit wie Jesus zu sterben, dann ist jegliche Gewalt unerwünscht und man ist bereit immer zu sterben. Ist man dann noch eher arm als reich, weiss man, dass man sich sowieso nicht wehren kann. Das heisst, vor Gericht wird man den Kürzeren ziehen.
Seit mir als Christ bewusst wurde, dass ich nötigenfalls ganz friedlich und hoffentlich auch anständig sterbe, wurde mir bewusst, dass ich eigentlich mit nicht Christen nur erschwert zusammenarbeiten kann. Doch nur schon unter den Christen, gibt es viele, die es nicht ernst nehmen und nicht wirklich einsehen, friedlich zu bleiben. Ich weiss wie es ist, wenn es im Auge beisst, dann rennt man zum Wasserhahn. Das ist überhaupt nicht lustig. Man braucht dann eine sofort Lösung. Aber eben, nehmen wir an, die Christen sind auch wirklich “kleine Jesusse”, dann wenden sie niemals Gewalt an und werden auch nicht laut. Trotzdem müssen sie ein Ventil haben und sie müssen irgendwie eine Lösung finden können.
Umso friedlicher wir werden, desto weniger wollen wir mit potentiellen Gewalttäter zutun haben. Plötzlich ist jemand sogar gewaltsam, der einfach nur laut wird. Deshalb hört man Gott wohl auch selten reden. Er ist einfach zu friedlich geworden, könnte man sagen. Und natürlich eines der Menschenrechte ist das Recht auf Arbeit. Und Arbeit wird ja nicht nur gebraucht, um Geld zu verdienen. Sondern Arbeit ist eine Art Ventil und Platz zum Austoben. Deshalb sind viele nach der Arbeit so richtig erschöpft. Arbeit ist am Ende friedlich. Und man müsste deshalb jeden Gewalttäter auch dazu einladen. Doch eben, was wenn er es nicht schafft, sich zu beherrschen? Um das zu verhindern, ist es wichtig, dass dieser über all seine Sorgen reden kann und so einen Platz hat, vorzeitig seine Wut abzubauen. Er muss schliesslich lernen, lieber früher angesprochen, als später ausgerastet. Denn beim Ausrasten gehen womöglich Dinge für immer kaputt. Diese Dinge können auch Beziehungen sein. Vielleicht sind gewisse Menschen nicht mehr bereit zusammenzuarbeiten. Alles wegen der Gewalt. Am Ende muss man den Gewalttäter entlassen, weil ein anderer sich vor die Wahl stellt, den Gewalttäter oder ich. Und natürlich wird der Gewalttäter das grössere Problem haben.
Wieso ticken Menschen aus und bleiben nicht friedlich? Wieso können sich gewisse Menschen nicht gut ausdrücken? Wieso lassen sie sich provozieren? Und wie löst man diese Fesseln? Schliesslich ist es so, wenn man Gewalt anwendet, dann wird diese früher oder später zurück kommen. Spätestens in der Ewigkeit. In der Ewigkeit schmerzfrei zu sein, ist nur möglich, wenn wir vollständig auf Gewalt verzichten können. Und bedenklich ist auch, dass wenn jemand sagt, dass es kein Leben nach dem Tod gibt. Gibt es wirklich kein Leben nach dem Tod, kann dieser Menschen umbringen und am Ende sich selbst richten. Er wird dann niemals zur Rechenschaft gezogen, weil es nach dem Tod fertig ist. Die einzige Hoffnung auf Verantwortung beruht darin, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht. Ich glaube aber auch nicht, dass wir als Tiere wieder auf die Erde kommen.
Verantwortung ist nur möglich, wenn wir zu unseren Problemen stehen. Verantwortung ist nur möglich, wenn wir Risiken eingehen. Verantwortung ist nur möglich, wenn wir selbst keine Gewalt ausüben, obwohl wir sehen, dass andere Gewalt ausüben und so ein leichtes Spiel haben. Gewalt ist normalerweise nur für Reiche oder Mächtige eine Wahl. Arme Menschen, können keine Gewalt ausüben und sie wären dann schnell weg vom Fenster. Geben wir die Gewalt vollständig auf, haben wir die Hoffnung in der Ewigkeit, dass wir weniger Schmerzen erfahren werden. Sind wir offen für gewalttätige Menschen, kann es sein, dass diese den gewaltlosen Weg lernen. Doch sind wir nicht konsequent, laden wir uns zu grosse Lasten auf. Wir müssen unser Kreuz selbst tragen. Niemand anderes wird es für uns tun. Und wohl das Stärkste am Kreuz ist das Leiden, das wir erlebt haben. Denn dieses ist eine Art von Gewalt, die wir erlebt haben. Jeder erlebt Gewalt, doch sie ist nicht immer tatsächlich vorhanden, manchmal bilden wir uns auch Gewalt ein. Es ist wichtig zu erkennen, dass wir in der Ewigkeit Gewalt erleben werden, wenn wir selbst Gewalt ausüben. Das Ziel ist deshalb immer, noch friedlicher und noch gewaltarmer zu werden.
Dieser Text ist für viele auch zu anstrengend und deshalb eine Art von Gewalt, die sie nicht hören wollen. Vielleicht ist der Frieden von Gestern, die Gewalt von Heute. Aber der Frieden von heute ist gewaltarmer als die Gewalt von Heute. Der Frieden möge grösser werden.