Die Idee dieser Theorie ist wichtig, weil sie direkt mit Reichtum und Armut zu tun hat. Es gibt natürlich verschiedene Auslegungen dieser Theorie. Eine ist, dass der Reichtum der Reichen sich automatisch zu den Armen überträgt. D.h. verdienen die Reichen mehr, dann verdienen auch die Armen mehr. Die Folgen sind, dass die Reichen nicht dafür sorgen müssen, wie sie die Armen bezahlen, sondern, dass der Fortschritt ganz von alleine nach unten tröpfelt. Wieso funktioniert diese Theorie nicht?
Schön wäre es natürlich, wenn man irgendetwas “automatisch” tun könnte. Doch der Mensch fühlt sich nicht wohl, wenn er einfach “automatisch” abgearbeitet wird. Der Mensch will lieber den entsprechenden Experten, als einen Computer. Denn der Computer unterliegt in einem Punkt dem Menschen. Der Computer weiss nicht aus erster Hand, wie sich ein Mensch anfühlt. Der Begriff, dass etwas “automatisch” geschieht, hat aber auch noch ein weiteres Problem. Ohne dass der Computer gefüttert wird, macht er überhaupt nichts. Es geschieht also überhaupt nichts automatisch, auch kein Tröpfeln des Reichtums herunter zu den Armen. Wenn es möglich sein sollte, dass der Reichtum von dein Reichen irgendwie bei den Armen ankommen soll, dann muss dafür bewusst gesorgt werden.
Wenn man bewusst dafür sorgt, dass der Reichtum bei den Armen ankommt, dann braucht man die Trickle Down Theory nicht mehr wirklich. Oder? Meiner Meinung nach ist es aber so, dass wenn wir die Reichen ausbeuten, wir auch die Armen ausbeuten werden. An unserem Umgang mit den Reichsten der Reichen, entscheidet sich, wie fortschrittlich unsere Zivilisation wirklich ist. Denn Fehler machen wir alle, ob wir reich sind oder arm. Und Reiche könnten rein theoretisch die grösseren Fehler machen, als die Armen. Und die Annahme, dass irgendetwas automatisch geschieht, ist ein sehr grosser Fehler. Nichts geschieht automatisch und alles muss auf die eine oder andere Weise geplant und durchdacht werden. Nur wenn wir schon im Voraus sagen können, dass es vermutlich funktioniert, erst dann tun es die Reichen.
Doch wieso sollten wir aufhören mit der Ausbeutung? Es beuten ja ausnahmslos alle aus, einfach deshalb, weil Gerechtigkeit praktisch unmöglich herzustellen ist. Das ist wie eine Waage, die auf beiden Seiten dieselben Gewichte hat und somit ausgeglichen ist. Es ist ein riesen Zufall, dass die Waage gleich viele Gewichte hat. Nur schon ein Sandkorn, würde die Waage zum Kippen bringen und es wäre nicht mehr gerecht. Es ist also normal, dass wir ausgebeutet werden und andere bevorzugt werden.
Der Mensch will ja grundsätzlich nicht ausgebeutet werden, weshalb jeder für sich selbst, den ersten Schritt tun sollte. Der erste Schritt ist, dass man selbst nicht mehr ausbeutet, selbst dann nicht, wenn man selbst ausgebeutet wird. Die Reichen sollten also selbst darüber entscheiden, wohin das Geld fliessen soll. Die Reichen sollten sich häufiger überlegen, wie der Lebensstandard weltweit erhöht werden kann.
Die Reichen sollten aber niemals dafür sorgen, dass die Armut abgeschafft wird. Denn Arme Menschen wird es immer geben, sagte schon Jesus (Johannes 12,8). Wieso gibt es Armut für immer? Es ist ja jeweils derjenige der Ärmste, der am wenigsten Geld oder Punkte hat. Irgendjemand ist also immer der Ärmste. Nehmen wir ein Punktesystem an, bei dem man maximal 50 Punkte bekommen kann und minimal 0 Punkte. Wenn es nun eine Person mit 0 Punkten gibt, ist sie die Ärmste. Nehmen wir an, dass der Ärmste 10 Punkte hat, dann zeigt dies nicht etwas eine Qualität im System auf. Nein. Das hat noch überhaupt nichts geändert. Einfach dass nun 10 Punkte wie 0 Punkte sind. Und wenn der Ärmste 49 Punkte hat, dann ist dieser Arm, obwohl er nur einen Punkt vom maximalen Reichtum weg ist.
Armut kann man mit keinen System beheben, ausser man macht alle Mensch arm. Doch wenn alle Menschen arm sind, dann weiss man auch nicht mehr, was gut ist. Es muss mindestens zwei Punkte geben. Einen für arm und einen für reich. Sonst funktioniert das nicht. Anstelle von Punkten kannst du auch Euro oder Dollar einsetzen, das ist egal. Unser Denken braucht also eine Unterscheidung. Wir brauchen Grenzen, damit wir wissen, wo etwas anfängt und etwas anderes anfängt. Irgendwo hört also der Reichtum auf und die Armut fängt dort an.
Es geht also niemals darum, die Armut abzuschaffen, sondern den Lebensstandard zu erhöhen. Doch der Lebensstandard kann nur so gut sein, wie wir fähig sind, Böses in Gutes zu verwandeln. Anfangs können wir Bösem nicht begegnen und verlieren haushoch. Irgendwann lernen wir, wie wir das Böse nicht mehr tun müssen und das Gute tun können. Dieser Moment fängt dann an, wenn wir fähig sind zu ertragen.