Über XY rede ich nicht.
Die Welt ist erst vollständig, wenn alle mitmachen. Solange noch irgendwer ausgeschlossen ist, sind wir im Krieg. Solange noch irgendjemand Gewalt und Schrecken verbreiten will, sind wir im Krieg. Der Schrecken kann vom Klima kommen, von der Politik oder auch von Medien. Er kann von Rechtsextremen kommen, oder von Linksextremen. Solange wir über XY nicht reden, können wir nichts mehr über XY lernen. Wenn wir in einem Bereich nicht lernen können, sind wir dort ungeschützt. Über XY nicht reden zu wollen, bedeutet über XY nichts mehr lernen zu wollen.
Die Meinungsfreiheit besteht ja gerade darin, dass man alles über XY sagen darf, als auch, dass XY alles sagen darf. Ist es wirklich so, dass man seinen eigenen Weg verlassen müsste, dann hoffentlich nicht deswegen, weil man über XY nicht reden wollte. Wieso haben wir Angst, wenn wir über XY nicht mehr reden dürfen? Wieso reden wir nicht mehr darüber? Weil das Thema bei uns Schmerzen hinterlässt. Wir sind verletzt. Dabei müssten wir gar nicht verletzt sein. Und wegen Schmerzen über XY nicht mehr zu reden, bedeutet, zu tun, was die Schmerzen sagen. Der Schmerz wird zum Kommondeur, weil man ihn nicht haben will. XY ist zu toxisch, als dass man darüber reden könne. XY ist zu schmerzhaft, als dass man darüber reden könne. Und natürlich wird XY weiterhin schmerzhaft bleiben, gerade weil wir nicht darüber reden wollen. Wir wollen uns mit XY nicht befassen, also hat XY weiterhin die Hand über uns. XY kann tun und machen, was es will, weil wir nicht darüber reden. Der Schmerz kann seine Macht ablassen, weil wir nicht darüber reden wollen.
Derjenige, den du nicht kritisieren darfst, herrscht über dich. Er bestimmt, was du zu denken hast. Gerade weil er machen kann, was er will. Er könnte nicht mehr machen, was er will, wenn er der Kritik zuhören würde. Aber er hört der Kritik lieber nicht zu. Er will lieber in einer Scheinwelt leben. Kritiklosigkeit fördert Scheinwelten. Selbst den Mund zu verschliessen, fördert Scheinwelten. Und natürlich, wenn man den Mund öffnet, kann man erst recht angegriffen werden. Aber man kann nur angegriffen werden, wenn Kritik dasselbe wie ein Angriff wird. Es gibt einen feinen Unterschied, ob man sagen darf, was man denkt, oder ob einem das Konto gesperrt wird. Das Konto zu sperren ist heute einem Todesurteil ähnlich. Zu sagen würde im Prinzip nichts ändern. Das Konto zu sperren, verändert sehr viel. Wenn Kritik nicht mehr erlaubt ist, dann wird das Konto gesperrt. Das heisst, wenn man über die Schmerzen nicht mehr reden will, weil sie einem nicht gefallen, sperrt man die andere Person ein und schliesst ihr Konto. Man verschliesst sich so und bringt sich selbst so ein Stückweit um. Man bringt aber nicht nur sich selbst um, sondern auch denjenigen, der nicht mehr reden darf. Die Schmerzen nicht mehr diskutieren zu wollen, führt dazu, dass die Schmerzen trotzdem noch da sind. Da die Schmerzen noch da sind, betrügt man sich selbst, indem man nicht mehr darüber redet und denkt. Schmerzen verschwinden nicht, indem man nicht mehr über sie redet.
Die Kunst ist es eben, über alles reden zu können. Kann man über alles reden, muss der Schmerz nicht mehr kommen, weil er sich selbst nicht mehr beweisen muss, da er für alle sichtbar ist. Der Schmerz ist also sichtbar, weil wir über ihn reden und bereit sind mit jedermann über ihn zu reden. Weil der Schmerz sichtbar ist, muss er nicht im Dunkeln operieren. Weil der Schmerz sichtbar ist, muss er nicht noch stärker werden, damit wir ihn sehen. Wir sehen also den Schmerz besser, weil er am Licht ist. Am Licht ist er, weil wir darüber reden.
Schmerzen verschwinden, weil sie am Licht sind und man sie sieht. Der Schmerz hat getan, was er tun sollte, indem alles ans Licht gekommen ist. Ist hingegen der Schmerz im Unsichtbaren, wird er niemals verschwinden, weil wir ihn selbst sogar vergessen. Reden wir auch nicht mehr über ihn, können wir auch nichts mehr über ihn lernen. Das Licht kommt ja gerade deswegen ins Dunkle, weil wir es dorthin führen. Das Licht hat keine Angst. Es beleuchtet alles. Es wird alles sichtbarer und verständlicher. Können wir alles verstehen, müssen wir keine Angst mehr davor haben. Verstehen wir etwas, können wir damit umgehen.