Einigen Ländern wie der Schweiz oder Deutschland ist es wichtig, dass die Richtigen bestraft werden. Damit meine ich, dass der Verbrecher genau für das bestraft wird, das er auch getan hat. Wenn ich also nun sagen würde, dass ich zu wertvoll bin, um bestraft zu werden, stattdessen doch lieber jemand anderes die Strafe absitzen würde, würde ich mit grossen Augen angeschaut werden. Dass weniger wertvolle Menschen für Wertvollere bestraft werden, ist rein von der Logik her absurd. Theoretisch kann dies aber durchaus passieren. Hat jemand viel Geld, sagt sich ein anderer, es lohnt sich für mich zu sterben, denn dann bekommt meine Familie viel Geld (und der Verbrecher kommt frei).
Von der Justiz her ist dies unerwünscht. Eigentlich sollte man nur wegen sich selbst sterben. Die Idee vom Koran, dass Jesus nicht gekreuzigt wurde, legitimiert aber diese Ungerechtigkeit. Und führt in ein Klassendenken. Es führt auch in ein Misstrauen in das was man sieht. Plötzlich ergibt es Sinn, wenn weniger wertvolle Menschen für wertvollere sterben, Hauptsache es sieht so aus, als würde der Wertvollere sterben. Und genau dies ist Krieg. Im Krieg stirbt selten der Herrscher, sondern immer die weniger wertvollen. Man stirbt für jemanden, oder für ein Land, das man am Ende nicht kennt. Nur schon das kleine Land die Schweiz, ist so gross, dass die meisten sich nicht kennen. Sie hören nur voneinander.
Ich habe mir einmal überlegt, wenn ich jeden Menschen für eine Stunde sprechen könnte, wie lange würde ich brauchen. Es gibt 356 Tage und ich habe vielleicht 8 Stunden pro Tag Zeit, das ergibt 2’848 Menschen, die ich pro Jahr treffen könnte. Doch am Ende würde ich diese Menschen trotzdem nicht wirklich kennen. In der Schweiz leben 8’962’258. Ich bräuchte 3’146 Jahre um mit jedem Schweizer 1h geredet zu haben. Wenn also heute ein Soldat für sein Land stirbt, stirbt er für jemanden, den er nicht kennt. Er weiss also gar nicht, ob es eine gute Sache ist, sondern alles basiert auf einem Hörensagen.
Wenn man bedenkt, wenn die Menschen nur für sich selbst sterben würden, und nicht für andere, stellt sich die Frage, ob Konflikte, Gewalt und so weiter noch möglich wären. Wenn zudem noch bewusst wäre, mit welchen Konsequenzen für welche Taten zu rechnen ist, würden einige wohl auf die Konsequenzen verzichten wollen. Natürlich gäbe es immer noch jene, die von Konsequenzen nichts verstehen. Und es bräuchte trotzdem Vertrauen. Das heisst, obwohl wir nur für uns zu sterben bereit sind, müssten wir trotzdem fähig sein, andere Menschen ernst zu nehmen.
Doch die Aufteilung in Menschen, die wertvoller als andere sind, lohnt sich nicht. Es kommt am Ende auf jeden darauf an. Eine Kette ist nur so stabil, wie ihr schwächstes Glied. Und wenn schon die Polizisten in der Schweiz das Recht haben, Befehle zu verweigern, dann müsste dies doch auch für die Soldaten gelten? Und genau hier ist der Punkt. Wenn wir für andere sterben, prüfen wir nicht mehr. Wenn wir für unsere eigenen Überzeugungen sterben, dann müssen wir fähig sein zu prüfen. Sonst würden wir unser Leben fahrlässig einsetzen.
Die wichtigste Prüfung bleibt die Frage, ob wir das Leiden fortsetzen oder beenden. Wenn wir zurückschlagen, ist es oft ein Fortsetzen des Leidens. Ausser wir wären uns sicher, dass so weniger Gewalt am Ende herrscht. In der Hitze des Gefechts stellt der Kopf oft ab. Grundsätzlich wird das Leiden fortgesetzt, selbst wenn die Polizei jemanden verhaftet und vor Gericht gewinnt. Besser wäre es über Frieden, Freude und Gerechtigkeit breit zu diskutieren, sodass gewisse Taten erst gar nicht passieren. Wenn wir das Leiden anderer auf uns nehmen, und so gesehen, die andere Backe hinhalten, ist oft mehr für Frieden und Gerechtigkeit getan.
Die meisten, die Kriege führen, wollen die Gewalt nicht fortsetzen. Der Islam und das alte Testament finden es gerechtfertigt, zurückzuschlagen. Es geht ihnen darum, nicht mit dem Krieg anzufangen. Das Problem ist, wie fängt man einen Krieg an? Und so schnell hat man mal was falsches gesagt und ein Krieg könnte beginnen. Deshalb ist das Ertragen so wesentlich. Es macht keinen Sinn, wenn man für jemand anderes stirbt. Dies ermöglicht nur viele Kriege. Am Ende geht es darum, wie wir mit der Gewalt aufhören. Jeder wird in einem Krieg, dem anderen die Schuld geben, angefangen zu haben. Das Leiden wird nicht damit beendet, wenn der andere mit dem Krieg oder Streit angefangen hat. Das Leiden wird subjektiv für die meisten Religionen beendet, wenn man selbst stirbt. Denn dann leben wir entweder im Himmel oder bei den Atheisten ist es dann fertig.
Es ist viel besser, wenn wir selbst prüfen lernen, als wenn wir anderen vertrauen. Denn am Ende muss jeder für sich selbst die Konsequenzen tragen. Eigentlich müsste man in der Schule lernen zu prüfen. Denn erst das Prüfen macht uns zu einem mündigen Mitglied der Gesellschaft. Vor dieser Selbstständigkeit müssen wir keine Angst haben. Sie ist etwas Gutes. Sie ist die Rettung. Sie legitimiert am Ende, dass wir in einer Demokratie leben. Das Prüfen sollte auch dazu führen, dass wir nur für unsere eigenen richtigen Überzeugungen bereit sind zu sterben. Wir müssen dazu genau verstehen, an was lohnt es sich festzuhalten? Was ist so positiv? Denn dann wird unser Tod sehr wahrscheinlich positiv in Erinnerung bleiben. Nur zurückschlagen das tut jeder Soldat. Das ist also kein Grund, positiv in Erinnerung zu bleiben.
Früher hatten wir andere Strukturen in der Schweiz. Doch weil die Menschen wegen ihren eigenen Überzeugungen starben, wurden die Systeme durch bessere ersetzt. Menschen riskierten alles für bessere Arbeitsbedingungen. Denn sie hätten ihren Job verlieren können und somit auch ihren zukünftigen Job. Einfach, weil sie streikten. Sie riskierten ihr Leben für sich selbst. Wer will schon jemand einstellen, der auf Arbeit verzichtet, um für sich einzutreten? So entstanden Gewerkschaften. Wären diese Menschen für wertvollere gestorben, wäre dies nicht möglich gewesen. Sie wären dann für ihren Chef gestorben. Und die daraus resultierende Freiheit begünstigte den Fortschritt. Wenn man bedenkt, dass die ersten Wissenschaftler noch von der katholischen Kirche verbrannt wurden. Diese Wissenschaftler starben für ihre Überzeugungen. Sie waren wie Jesus. Die Kirche war wie der Satan. Wäre diesen Wissenschaftlern das Patriarchat, das Matriarchat oder jemand anderes wichtiger gewesen, wären sie nie bereit gewesen zu sterben.
Die Welt braucht Menschen, die prüfen. Die künstliche Intelligenz ist dazu nicht in der Lage.